Nicht einschlafen können – wenn der Körper nachts laut wird

Es gab eine Zeit, da lag ich abends zum Einschlafen lange wachsam im Bett. Schon seit ich klein war, fiel es mir schwer, einzuschlafen, kurz nachdem ich ins Bett gebracht, geschickt oder gegangen war. Plötzlich lag ich im Dunkeln, allein mit mir, aber vor allem allein mit all den Eindrücken, Stimmungen, Wahrnehmungen, Gefühlen, Gedanken, Bildern. Alles komplett unbewusst. Um mich her im Zimmer war es dunkel und in mir drin war es dunkel. Nicht bösartig dunkel. Nicht depressiv. Nur unbewusst. Ein Getümmel aus Nachgestalten, die in mir herumschwirrten und wilde Feste veranstalteten. Ich konnte einfach nicht zur Ruhe kommen. Ich hatte keinerlei Möglichkeit, mich dem Gewusel in mir zu nähern. Als ich klein war - eins bis acht - machte mir das nichts aus. Ich kannte es nicht anders und endlich allein im Dunkel des Kinderzimmers zu liegen, schuf den Raum, den ich tagsüber so dringend gebraucht hätte, um mal das innere Wilde hervor kommen zu lassen. Alles, was ich aufgesaugt, aufgenommen, nicht verstanden, unbewusst gefühlt hatte. Als ich Teenager war, machte ich daraus ein Fest. Alle anderen im Bett, die Wohnung still und dunkel, lag ich entweder wach im Bett, hörte über meinen Discman Konzerte von Johannes Brahms oder Frederic Chopin und dirigierte meine Gefühle mit wild fuchtelnden Armen ins Nichts der Dunkelheit hinaus. An Wochenenden, wenn ich ausschlafen konnte, schlich ich durch die verlassene Wohnung, saß mit mir im Wohnzimmer, betrachtete mich bei mystischem Lampenschein im Spiegel. Zum ersten Mal so etwas wie Verbindung. Wahrnehmen, dass ich da war, dass ich wundervoll war, wenn ich in mir ruhte und mich sein lassen konnte. Ein starker, geheimnisvoller Kontrast zu all dem, was tags über geleistet, verarbeitet, weggedrückt werden musste, um für andere zu funktionieren und in Ordnung zu sein. 

Als ich Mitte dreißig war dann diese Zeit, in der ich abends fürs Einschlafen können lange wachsam im Bett lag. So angestrengt bemüht, Licht in dieses Dunkel zu bringen, das mich davon abhielt, trotz irrsinniger Müdigkeit einzuschlafen. Oft wurde mein Körper ganz steif davon, dass ich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Er fühlte sich dann an wie aus Stein. Als würde er alle Türen schließen, eine mächtige Schutzwand errichten. Ich versuchte aufzuschnappen, was da in mir vorging, doch es war alles noch zu weit weg, zu tief vergraben. Aber ich blieb dabei. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann entwickle ich eiserne Disziplin. Kein Weg mehr zurück. Mein Ziel: Einschlafen können, wenn ich müde bin. 

Und das ist jetzt erstmal das Ende der Geschichte. Mein Kopf sagt: So, das wars mit dem interessanten Teil. Weil mein Nervensystem sich erinnert an das Schwierige, an das Schwere des Wegs. Wen interessiert das schon? schiebt es zur Ablenkung vor. Zurückblicken fühlt sich schwer an. Das, was ich loslassen konnte, was ich loslösen konnte, das möchte ich irgendwie nie mehr sehen. Als sei es beschämend, dass ich mich damit überhaupt einmal herumschlagen musste. Das ist nicht Selbstliebe. Da ist noch Abwehr. Ich ehre meinen Weg hier her, zurück zu mir. Prophylaktisch theoretisch, bis ich es auch mit freien Taten tun kann. Mit meinen Worten. Es reicht für heute, liebes Nervensystem. Danke. Du hast das sehr gut gemacht.

Wer schreibt hier?

Ich bin Jasmin Seidl - als SEINWÄRTS wachsen Wegbegleiterin unterstütze ich sensitive selbständige Frauen mit körperorientiertem Coaching für ein tiefes und ermächtigendes Selbstbewusstsein.

Damit du in klarer Achtsamkeit, starkem Selbstvertrauen und Liebe zu deiner Einzigartigkeit deinen Weg zum nachhaltigen Erfolg gehen kannst.

Dich verbiegen, beweisen, zurückhalten war gestern.

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