Kieselsteine auf unserem Weg in das Eigene

Am Morgen mit einem vollen Tagesplan und nach vielen Stunden Schlaf, die in einem interessanten Traum endeten, möchte mich der Druck überkommen, jetzt schnell, schnell zu machen. Am besten sofort anfangen mit den Aufgaben.

Durch die vielen Stunden Schlaf hat sich mein Körper Regeneration nachgeholt. Das bedeutet, diese Aufgabe ist bereits erfolgreich gemeistert. Mein Körper ist schon einen Schritt weiter als mein Kopf es fühlt. Weil das alte Muster noch nicht ganz aus meinem Nervensystem gelöst ist: Nicht in Verzug kommen, nicht die Kontrolle verlieren, nachschauen, was von mir gefordert ist, on top bleiben, damit es keinen Streit gibt, damit jemand nicht denkt, ich bin der Belohnung, des Wohlwollens, der Anerkennung nicht würdig. Mich zwingen, obwohl sich etwas in mir sträubt. Die leise Körperstimme übergehen, die flüstert, dass ich schon würdig bin, genug, wertvoll. Dass ich ruhen darf, in mir, in diesem Moment. Dass ich tief drinnen bereits verbunden bin mit allem, was zu mir gehört und was für mich gedacht ist. Dass es sich aus dem Umfeld löst und herfließt, wenn ich still werde und bleibe.

Mein Muster bricht mehr und mehr auf. Jeden Morgen neu erinnere ich mich: Zuerst die Aufmerksamkeit auf mich. Hierin Zeit verbringen. Sie zulassen und genießen lernen. Sehen, was danach entsteht. Ganz leicht, weil es von der Aufmerksamkeit aus mir hervor gerufen wird, aus dem Ort tief in mir, den die Aufmerksamkeit weckt: Die Weisheit und die Schöpferkraft, die in meinem Sein wohnt.

Diesen Ort tragen wir in jeder Minute in uns. Hier wohnen unerschütterliche Ruhe, Sicherheit, Klarheit, Kraft. Manchmal scheinen diese Gaben tief vergraben, ein Traum, ein Märchen, unerreichbar. Wir suchen im Außen danach, probieren Tools, Tricks, To-dos, die andere empfehlen. Bis diese sich einreihen in das schnell drehende Chaos aus Anforderung, Leistung, Ablenkung, Anstrengung und uns weiter auseinander drehen.

Heraus aus dem Kreisel führt uns Stiller werden. Unsere Mitte nehmen wir ein mit Besinnung, Rückverbindung und Vertrauen in unseren Körper: Hier das Nervensystem mit seinen Schutzmustern umarmen lernen. Uns bedanken. Das nervöse Programm im Hintergrund würdigen. Unseren Kontrollversuchen Raum zum Atmen und Auslüften geben.

Wenn daran sich etwas unsinnig, verlogen oder zu einfach anfühlt, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Denn alles, was sich in unserem nervlichen Schutzprogramm dagegen sträubt ist ein Hinweis: Genau da ist Annahme, So sein lassen, Benennen, was gerade da ist und den Lichtkegel unserer Aufmerksamkeit darauf richten notwendig.

Die blockierenden Muster sind wie Kieselsteine auf unserem Weg. Jeden davon dürfen wir beachten, betrachten, aufheben und in unserer Hand bewegen. Bis er warm wird und der Schmutz abgerieben ist. Bis die Struktur, die Farbe und die Form deutlich sichtbar sind. Bis wir ihn liebgewonnen haben und dankbar in unsere Sammlung legen. Mit diesen Steinen pflastern wir den Weg in unsere Zukunft. Einen Weg aus Selbstwertschätzung und Selbstfürsorge. Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Der Weg unserer Selbstverwirklichung: Die aufgesammelten Stör-Kiesel geben den Blick auf unsere Seele frei. Jetzt kann sie uns ausgerichtet auf das Eigene führen — auf diesem Weg, der ganz und gar unser eigener ist.

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