Die Kraft deiner bewusst gelenkten Aufmerksamkeit

Wir kennen es jetzt, theoretisch. Eine App wie Instagram macht Geld daraus, dass wir in den unendlichen Schleifen aus Tiervideos, Kochtipps und komischen Zufällen im Alltag festhängen bleiben. Wir machen die App auf, weil wir auf der Suche sind. Wir wollen Ablenkung vom Alltag, Verbindung zu anderen Menschen, wir wollen schöne Gefühle abholen und auch unseren Senf dazu geben. Das Produkt Instagram ist kostenlos — weil wir selbst das Produkt sind. Genauer gesagt, unsere Aufmerksamkeit. Nach ihr wird gehascht, sie muss festgehalten werden und dann wird sie vom Einen zum Anderen gelenkt. Je länger, desto besser.

Unsere Aufmerksamkeit nach draußen richten ist für uns Menschen das Normalste auf dieser Welt. Bereit für Gefahren bleiben, mit unseren Sinnen jeden erlebten Moment abgleichen und die gefühlte Kontrolle bewahren. Das fühlt sich einfach gut an. Wir wissen, was um uns herum los ist, und können uns in Abstimmung damit ruhig und sicher fühlen. Oder als Erste aktiv werden und als Gewinner aus einer Situation hervorgehen. Gewinnen heißt überleben. Wer überlebt, bleibt, um die Zukunft zu gestalten. Theoretisch.

Denn wieviel von unserer Gestaltungs- und Schöpferkraft fühlen wir tatsächlich in uns? Im Alltag, so von Moment zu Moment? Das Außen kontrollierend sind wir abgelenkt von uns selbst. Unsere Aufmerksamkeit nach innen richten? Klingt interessant, aber scheint unmöglich. Und möglicherweise unglaublich dumm. Unser Überleben riskieren, um ganz bei uns selbst zu sein?

Unsere Seele ist anderer Meinung. Und wir spüren es, wenn sie aufwacht und lebhaft wird. Unsere Aufmerksamkeit nach innen richten? Das klingt tief drinnen unglaublich spannend und vielversprechend: Hier ist eine Öffnung für das Mehr in diesem Leben. Hier ist ein Kontaktpunkt für das, was uns wirklich ausmacht, was nur wir allein — jede einzelne von uns — in diesem Leben gestalten, ausdrücken, kreieren können. Die Sehnsucht nach unserer Lebendigkeit als Lebende schwingt mit in der Idee, die eigene Aufmerksamkeit bei sich zu lassen, nach innen zu richten, unabhängig vom Außen. Wagemutig, risikobereit, und mit jeder Faser lebendig fühlt sich das an. Das rohe, echte Sein mitten in dieser Existenz, die von allen Seiten an unserer Aufmerksamkeit zerrt, sie zerstreut und uns dafür bezahlen lässt. Mit nicht gelebtem Potenzial, mit begrabenen Träumen, mit tiefen Zweifeln. Und mit unserem erarbeiteten Geld, das wir nach draußen schleudern — in die Richtung, in die unsere Aufmerksamkeit nach draußen zieht oder von Dingen und Slogans hinaus gezogen wird. Weit weg von uns, weit entfernt von dem, worum es für uns im Kern wirklich geht.

Die Kraft deiner bewusst gelenkten Aufmerksamkeit ist unermesslich. Entscheide, sie bei dir zu lassen, offline. Erst hin und wieder für kurze Zeit, dann immer öfter, lieber und länger. Lass deine Aufmerksamkeit aka dein Geld zu dir selber fließen. Vor allem als selbständige Frau. Unsere Aufmerksamkeit nach draußen schicken und dort sich einfädeln lassen in die Bahnen, die wir vorfinden — das macht uns kleiner, poröser, schwächer. Lassen wir sie bei uns und lenken wir sie bewusst, achtsam und körperverbunden, so schließen wir neue Welten in uns selber auf. Unser Reich komme, unsere Körperweisheit geschehe, wie im Unsichtbaren so im Sichtbaren. Amen.