Wenn ich präsent mit mir bleibe, auch wenn es unbequem wird.

Auf einem der Balkone gegenüber meinem Hotelzimmer, sitzt ein junger Mann. Meine Balkontür steht offen und er kann in mein Zimmer sehen. Er sitzt da, das eine Bein über das andere geschlagen, den linken Ellbogen auf die Armlehne gestützt. Seine linke Hand hält seinen Kopf. Seine Augen sind auf den Ausschnitt meines Zimmers gerichtet, den er durch die offene Balkontür sehen kann. Seine ganze Körperhaltung strahlt Nachdenken und Beobachtung aus. Als mein Blick auf ihn fiel, trafen sich unsere Augen für einen Sekundenbruchteil. In seinem Nachdenken und Verweilen beobachtet er mich, weil ich durch das Zimmer gehe, das er von seinem Balkon aus sehen kann. Seine Beobachtung fühlt sich messerscharf an, durchdringend. In der Wüste der Hotelfassade haben seine Augen Futter für Beobachtung gefunden. Er saugt jede meiner Bewegungen auf, wenn ich durch das Zimmer gehe. Deswegen bin ich von meinem Rückzugsort, dem Bad, das außerhalb seiner Sicht ist, direkt an meinen Sitzplatz am Tisch gegangen, der durch dicke, undurchsichtige Vorhänge geschützt ist. Ich habe dem Mann sein Augenfutter entzogen. Seinen durchdringenden Blick spüre ich immer noch. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie dieser Aufmerksamkeitsstrahl mich selbst hinter dem dichten Vorhang wahrnimmt. Ich beruhige mich dadurch, dass ich mir aktiv ins Bewusstsein rufe, dass er durch den Licht blockierenden Vorhang keine Blicke auf mich richten kann. Keine Energie von mir abziehen kann. Keine Informationen über mich sammeln kann. Das habe ich seiner Aufmerksamkeit nun entzogen. Und etwas in mir fürchtet, dass ihn das wütend macht und er deswegen mit unverminderter Kraft an mich denkt und auf mich wartet. In meinem Versteck bin ich nur halb geschützt. Denn ich fürchte mich davor, wieder in das Licht zu treten, sichtbar zu sein. Meine Freiheit ist eingeschränkt.

Aber ich gewinne auch. Ich erkenne, dass ich etwas von mir, das ich zeigen möchte, nur in die Sichtlinie stellen muss. Wo schauen die Menschen hin, von denen ich mit meinem Angebot gesehen werden will?

Ich stelle mir die Frage immer wieder, doch ich kann die Antwort nicht herbei denken. Ich spüre, dass die Frage genügt. Genau wie das Geschenk des beobachtenden Mannes werde ich das Geschenk der Antwort erhalten. Wenn ich präsent mit mir bleibe, auch wenn es unbequem wird.



Wer schreibt hier?

Ich bin Jasmin Seidl - als SEINWÄRTS wachsen Wegbegleiterin unterstütze ich selbständige Frauen mit körperorientiertem Coaching für ein tiefes und ermächtigendes Selbstbewusstsein

Damit du in klarer Achtsamkeit, starkem Selbstvertrauen und Liebe zu deiner Einzigartigkeit deinen Weg zum nachhaltigen Erfolg gehen kannst. 

Dich verbiegen, anpassen, unter Druck setzen und deine Grenzen überschreiten war gestern

Nimm deinen Platz ein und wirke - du bist es wert!

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Ich spüre und ich weiß es noch nicht.