Die Angst vor einer klaren Positionierung
Ich spüre starken Trubel in mir. So stark, dass ich mich davon wegspülen lassen könnte. Der Strudel ist unangenehm. Wild, chaotisch. Er macht mir Beine, am liebsten möchte ich weit fort rennen so schnell ich kann. Dabei außer Puste kommen, mich verlieren im angestrengten ein und aus atmen. Wegpusten will ich den Trubel. Also tue ich das jetzt ein paar Mal. Ich sauge Luft durch die Nase ein und stoße sie stark und schnell durch den Mund aus. Als mehr Klarheit und Entspannung einsetzt, ist mir eher danach, den Ausatem langsam aus mir strömen zu lassen. Bis auch mein Einatem langsamer und ruhiger wird.
Hinter dem inneren Sturm kann ich jetzt Ermüdung und Traurigkeit spüren. Die Ermüdung habe ich bereits heute morgen wahrgenommen als ich bei meinem spirituellen Morgenritual saß. Die Traurigkeit und Schwere hat sich in mir ausgebreitet als ich las, dass eine liebe Bekannte ihr Buch bereits in wenigen Wochen fertig geschrieben hat. Ganz leicht und vor allem schnell ging es. Und ich sitze in Gedanken seit Tagen in den Startlöchern, um diesen Raum zu befüllen. Und ich fühle mich innerlich und äußerlich angehalten, noch zu warten. Der Vergleich schmerzt mich zutiefst. Ich spüre Tränen in meinem Hals aufsteigen, meine Schultern sacken in sich zusammen und meine Augen werden leer.
Weil das Wort vergleichen in diesem Moment so schwer wiegt, überlege ich sofort, ob es zurück auf die Website soll. Ich spüre den Zweifel, wie er meine Gedanken benebelt und mein Herz unangenehm kühlt. Vergleichen, Zweifeln, sich unter Druck setzen. Diese Worte standen noch vor kurzem ganz zentral auf meiner Seite. Nun haben sie sich (wieder) geändert, weil meine Positionierung klarer geworden ist. Der Gedanke daran, zurück zu paddeln, fühlt sich übergroß und lähmend an. Mein Kopf möchte zerspringen und sich in Zuckerwatte auflösen zugleich. Also distanziere ich mich innerlich von dem Drang, etwas anzupassen und zu verbessern. Und es eröffnet ein neues Sichtfeld: Meine Positionierung ist klar. Und alles, was mir jetzt als genau diese sensitive selbständige Frau im Alltag begegnet, dem spüre ich nach und schreibe es hier auf. Statt die Positionierung zu hinterfragen und zu verändern, öffnet sich jetzt der Raum in mir für die Bereitschaft, zu all diesen Themen zu ermitteln. Schreibend und im Austausch mit dir.
Das ist sehr positiv.
Doch mein Oberkörper fühlt sich immer noch an wie mit Blei gefüllt.
Als ich vorhin die Haupttexte meiner Positionierung auf der Webseite ausgedruckt habe, um sie in diesem Raum weiterzuführen, wurde mir wieder mulmig. Ich sehe wieder den Moment am Drucker vor mir, als mir schummrig wurde, und meine linke Niere ziept jetzt durch die Erinnerung. Noch vor kurzem dachte ich: Es fällt mir so schwer, mich zu positionieren, weil ich dadurch all die anderen Möglichkeiten beschränke, die ich auch haben könnte. Ach, ich bin so eine Abenteurerin, so ein Freigeist, dass mich diese Beschneidung unglücklich macht, dachte ich. Jetzt sehe ich etwas anderes. Ich möchte keine Positionierung, weil ich dann für diese Haltung auf und ein stehen muss. Und wenn ich nur für eine Haltung, eine Sache, eine Position da stehe, dann bin ich sichtbar.
Deswegen dreht sich mir der Magen um. Ich möchte weglaufen und mich wieder im Dickicht verstecken. Möchte doch lieber nicht meinen Platz einnehmen und führen.
Schlagartig wurde mir da am Drucker klar: Die Bekannte mit ihrem fertigen Buch. Sie steht nur für eine Sache. Sie ist sichtbar. Sie führt. Sie hat keine Angst, ihre Gedanken in ein Buch zu packen. Ihre Intuition konnte in diesem Projekt ganz leicht und klar fließen. Ohne Blockaden.
Mich andererseits schmerzt es. Dass ich jetzt nicht mehr an der Webseite und meiner Positionierung herum verändern brauche. Mich schmerzt die Einfachheit meiner Lage: Nur spüren und schreiben. Nur stehen (oder sitzen) an meinem Platz. Nur hier sein. Und mit dir in Kontakt treten.
Ich sehe die Worte vor mir, die ich gerade geschrieben habe. Irrwitzig. Mein tiefster Wunsch, an meinem Platz und in der Aufgabe meiner Seele anzukommen und diesen Weg seinwärts zu gehen, fühlt sich an wie eine Strafe.
Ja, das signalisiert mir mein Nervensystem.
Es ist so sehr daran gewöhnt, sich zu verstecken, unauffindbar, zurückgezogen und außer Sicht zu sein, dass es meine Seelen-Position verteufelt. Das ist ungesund für dich, schau, es geht dir an die Nieren.
Doch ich wähle (wieder) die Gesundheit meiner Seele. Ich bin zutiefst glücklich, nach dieser Wanderung von 5 Jahren durch den Dschungel, jetzt an meinem Platz zu stehen, und mich selbst damit wahrhaftig anzunehmen. Kein Hakenschlagen mehr, kein Verstecken meiner Sensibilität mehr hinter der Willenstarken mit Führungssehnsucht, kein Entkoppeln mehr meiner Verletzlichkeit von meiner Führungsqualität. Nicht mehr hören auf die Angst vor meiner Seelen-Verantwortung.
Die Niere ziept noch ein wenig, aber der Schmerz lässt nach. Weil mein Nervensystem merken kann: Selbst in dieser Gefahr lässt sie mich nicht ungesehen. Das kann ja dann doch nicht so bedrohlich sein. Wenn sie die Zeit findet, auf meine Signale zu achten und zuzuhören, welche Schattenwesen da im Unterbewussten flüstern. Dann ist ja eigentlich alles gut.
Ja, ist es auch.
Wer schreibt hier?
Ich bin Jasmin Seidl - als SEINWÄRTS wachsen Wegbegleiterin unterstütze ich sensitive selbständige Frauen mit körperorientiertem Coaching für ein tiefes und ermächtigendes Selbstbewusstsein.
Damit du in klarer Achtsamkeit, starkem Selbstvertrauen und Liebe zu deiner Einzigartigkeit deinen Weg zum nachhaltigen Erfolg gehen kannst.
Dich verbiegen, beweisen, zurückhalten war gestern.
Nimm deinen Platz ein und wirke - du bist es wert!
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